Erste Anmerkungen zu den PISA-2015-Ergebnissen
Die PISA-Ergebnisse für 2015 wurden heute veröffentlicht.
Die OECD hat nicht alle früheren Ergebnisse angeführt, deswegen weisen wir hier die Ergebnisse aller bisherigen PISA-Tests zur Übersicht aus.
Einige Zahlen in dieser Tabelle sind fett gedruckt. Warum?
Die OECD ist der Meinung, dass man Längsschnittvergleiche erst ab jenem Zeitpunkt machen sollte, an dem eine der 3 Domänen erstmals Hauptdomäne war. Das war bei Lesen 2000 (und 2009), bei Mathematik 2003 (und 2012) und bei den Naturwissenschaften 2006 (und 2015). Das sind die fettgedrucken Zahlen.
Warum sind die Zahlen in der Zeile für das Jahr 2009 kursiv gedruckt? Die OECD schränkt (auch im oben verlinkten Bericht) die Interpretationsmöglicheiten der Ergebnisse für 2009 drastisch ein und meint, dass diese Zahlen für Längsschnittvergleiche nicht geeignet sind.
Zur Erinnerung: Damals gab es von manchen Schülervertretern einen Boykottaufruf und deswegen musste eine doch merkbare Anzahl von Testbögen als nicht auswertbar ausgeschieden werden. Das hat wahrscheinlich das Testergebnis für 2009 etwas verzerrt.
Lässt man 2009 einmal außer Acht, dann sind die Ergebnisse für Mathematik und Lesen für alle anderen Tests bis 2012 praktisch gleich.
Da kaum anzunehmen ist, dass es in einem doch recht trägen Bildungssystem innerhalb von 3 Jahren zu einem dramatischen Absturz und in den 3 folgenden Jahren zu einem Aufschwung zu alten Höhen kommt, sollte man die Abweichung der Ergebnisse von 2009 aufgrund einer deutlich anderen psychologischen Situation beim Tests mit höchster Vorsicht interpretieren. Das ist auch der Grund, warum die OECD diese Zahlen in manchen Berichten gar nicht veröffentlicht.
Vergleicht man die Ergebnisse von 2009 mit 2015, so sieht man, dass die Ergebnisse in allen 3 Domänen schlechter wurden, und zwar
im Lesen um 5 Punkte, in Mathematik um 9 Punkte, und in den Naturwissenschaften sogar um 11 Punkte.
Sehr interessant werden die Ergebnisse, wenn man sie nach Geschlecht aufgliedert:
Am auffälligsten ist, dass die Verschlechterung im Lesen nur bei den Mädchen stattgefunden hat (um 13 Punkte), die Buben haben sich sogar geringfügig verbessert (um 4 Punkte).
In Mathematik und Naturwissenschaften sind die Ergebnisse sowohl bei den Buben als auch bei dem Mädchen schlechter geworden, bei den Mädchen war die Verschlechterung 12 bzw. 16 Punkte, bei den Buben 7 bzw. 6 Punkte.
Bei derartigen Mustern in Daten (insbesondere die völlig verschiedene Entwicklung bei Buben und Mädchen im Lesen) wird man an den bei PISA 2003 zunächst behaupteten „Absturz“ erinnert. Damals hat eine genauere Analyse ergeben, dass der Absturz nur bei den Buben feststellbar und auf ein Gewichtungsproblem der Stichprobe zurückzuführen war.
Da es auch diesmal auffällige Unterschiede bei den geschlechtsspezifischen Änderungen gibt scheint es sinnvoll, die aktuellen Daten genauer zu analysieren um diese Unterschiede erklären zu können.