Können die Briefwahlstimmen Van der Bellen noch zum Wahlsieger machen?
Van der Bellen liegt beim Wahlergebnis ohne Briefwahlstimmen um 144.006 Stimmen hinter Hofer.
Wir wissen zum jetzigen Zeitpunkt (22. Mai 2016, 00:18), dass es 738.055 abgegebene Briefwahlstimmen gibt.
Beim 1. Wahlgang waren ungefähr 1,54% der Briefwahlstimmen ungültig. Wenn das diesmal wieder so ist, dann gibt es 727.686 gültige Wahlkartenstimmen.
Wenn Van der Bellen von diesen Wahlkartenstimmen 144.006 mehr Stimmen als Hofer erhält, dann ist er im Gesamtergebnis Erster. Dazu müsste er er 59,9% der Wahlkartenstimmen erreichen.
Kann sich das ausgehen?
Bei den Wahllokalwählern hat Van der Bellen 48,1% der Stimmen. Er müsste also bei den Wahlkartenwählern um 11,8% (59,9%-48,1%) besser abschneiden als bei den Wahllokalwählern.
Im ersten Wahlgang hat Van der Bellen bei den Wahlkartenwählern um 7,7% besser und Hofer um 10,8% schlechter als bei den Wahllokalwählern abgeschnitten.
Damals gabe es allerdings 6 Kandidaten. Es erscheint vernünftig, anzunehmen, dass die Schere zwischen Wahlkartenwählern und Wahllokalwählern diesmal größer ist als beim ersten Wahlgang.
Daher ist es durchaus möglich, dass Van der Bellen besser als Hofer abschneidet.
Sicher ist es aber nicht.
Die ORF-„Hochrechnung“ der Wahlkartenstimmen geht von 679.082 gültigen Wahlkartenstimmen aus, also etwas weniger als es den letzen Informationen nach sein werden.
Bei weniger gültigen Wahlkartenstimmen müsste der Anteilsunterschied zwischen Wahlkartenergebnis und Wahllokalergebnis größer sein. Im ORF-Szenario müsste Van der Bellen demnach bei den Wahlkartenstimmen um 12,8% besser als bei den Wahllokalstimmen abschneiden.
Bei diesem knappen Rennen sind Prognosen über den Sieger praktisch nicht methodisch sauber zu erstellen.