EU-Wahl, Briefwahlstimmen und Hochrechnung
Bei der EU-Wahl vom 25. Mai 2014 hat die ÖVP zum ersten Mal seit Einführung der Briefwahl bei den Briefwahlstimmen einen geringeren Anteil an den gültigen Stimmen erreicht als bei den anderen Stimmen.
Sie hat also erstmalig bei den Briefwahlwählern schlechter abgeschnitten als bei den anderen Wählern.
Differenzen Briefwahlstimmen - andere Stimmen | |||||
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ÖVP | SP Ö | FP Ö | GRÜNE | NEOS | |
EU14 | -2.2% | -1.0% | -6.2% | +4.9% | +4.2% |
EU09 | +3.7% | -1.4% | -4.8% | +5.5% | |
NRW13 | +1.8% | -2.0% | -7.3% | +7.5% | +1.0% |
Die Grünen schneiden traditionell bei den Briefwählern besser ab, dieser „Vorteil“ ist diesmal aber geringer als bei früheren Wahlen.
Das dürfte der Grund dafür sein, dass die ORF-Wahlhochrechnung von 20 Uhr, die nur mehr die Briefwahlstimmen schätzen musste, die angegebene Schwankungsbreite letztlich nicht einhalten konnte.
Mit einer Schwankungsbreite von 0.3% prognostizierte diese Hochrechnung für die Grünen einen Anteil von 15.1%. Im Endergebnis mit Briefwahlstimmen waren es dann nur 14.5%, also war der Schätzfehler doppelt so groß wie die angegebene Schwankungsbreite.
Die bisherige „traditionelle Weisheit“, dass ÖVP und Grüne bei den Briefwahlstimmen besser und SPÖ und FPÖ schlechter abschneiden ist also nicht mehr anwendbar. Auch da bringt das Auftreten der NEOS Neuerungen. Die NEOS haben bei den Briefwählern besser abgeschnitten als bei den anderen Wählern. Die früheren „Neuen“, MARTIN bei der EU-Wahl 2009 und die Liste FRANK bei der NRW 2013 haben bei den Briefwahlstimmen nämlich schlechter abgeschnitten als bei den anderen Wählern.
Sie können die Daten, die man braucht, um das zu überprüfen, hier herunterladen.
1 Comment
Eigenbeobachtung: viele Briefwähler wählen schon deutlich vor Wahlschluss. Können daher Ereignisse der letzten Tage vor der Wahl nicht mehr „einpreisen“, da Stimme schon abgeschickt wurde. Kenne allerdings Rate der Briefstimmen im Vergleich zu im Wahllokal abgegebenen Wahlkarten nicht. Jedenfalls wird mit höherem Anteil an älteren Wählern die Anteile an den Wahlkartenwählern geringer ausfallen. Grüne & ÖVP diesmal stark über alle Bevölkerungsschichten, daher Schwerpunkt der jüngeren/mobileren nicht so ausgeprägt wie bisher. Schätze den Trend aber als singuläres Ereignis zur EU-Wahl ein ohne hohe Relevanz für LTW/NRW.