Wählerstromanalyse Landtagswahl Vorarlberg 2014

Posted by Erich Neuwirth on 24. September 2014 in Allgemein, Wahlen with Comments closed |

Wie ich auf Twitter gemerkt habe führen die teilweise überraschenden Ergebnisse meine Wählerstromanalyse zur Landtagswahl in Vorarlberg zu spannenden Diskussionen.

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Die Bundeshymne und die Kunst

Posted by Erich Neuwirth on 26. Juni 2014 in Allgemein with Comments closed |

Ich schreib ja nicht oft zu Themen außerhalb meiner Fachkompetenzen.

Und zur aktuellen Bundeshymnendiskussion gibts auch schon viele Wortmeldungen.

Bei der Ablehnung oder Zustimmung zur Neufassung wird nahezu ausschließlich von Ideologie getragen argumentiert.

Man kann aber auch für ein gendergerechtes Umschreiben der Hymne sein und die aktuelle Fassung für ziemlich missglückt halten, so wie ich das tue. Und deswegen melde ich mich auch zu Wort.

Es geht um künstlerische Aspekte.

Der Wikipedia-Artikel über die Bundeshymne liefert eine gute Übersicht über die Entstehungsgeschichte. Er beschreibt auch, dass die Originalfassung von Paula von Preradović nicht die endgültige Fassung ist, und setzt damit so ganz nebenbei das Argument, man dürfe am Werk einer Künstlerin keine Änderungen vornehmen, außer Kraft.

Es gibt 2 Änderungen

Heimat bist du großer Söhne,

wurde zu

Heimat großer Töchter und Söhne,

und

Einig laß in Brüderchören,

wurde zu

Einig laß in Jubelchören,

Der Text der Bundeshymne ist ein Gedicht mit striktem Versmaß, nämlich Trochäen. Die Abfolge eine betonte Silbe – eine unbetonte Silbe wird mehrmals wiederholt. In der dritten und der sechsten (und damit auch in der siebenten) Zeile jeder Strophe fällt die unbetonte Silbe am Ende weg.

In der Originalfassung von Paula von Preradović und in der endgültigen bis 2011 per Gesetz festgelegten (vom Originalentwurf abweichenden) Fassung wird diese Struktur ohne die geringste Abweichung eingehalten.

Die Änderung mit den Jubelchören erhält das Versmaß, die Änderung mit den Töchtern aber nicht. Da wird ein Trochäus durch einen Daktylus (betont – unbetont – unbetont) ersetzt und der Rhythmus der Zeile zerstört. Das musikalische Äquivalent wäre, mitten in einem Marsch (Zweivierteltakt = Trochäus) einen einzelnen Walzertakt (Dreivierteltakt = Daktylus) einzuschieben.

Im zitierten Wikipedia-Artikel kann man lesen, dass es auch alternative Umtexttungsvorschläge gegeben hat. Zumindest einer davon hätte das Versmaß erhalten! Man hätte den Text also auch ohne Versmaßregelverstöße gendern können.

Einen Text in gebundener Sprache unter strikter Einhaltung einen Versmaßes zu schreiben ist Kunst, und Kunst hat mit Schönheit zu tun.

Dass man die struktur- (und schönheits-) zerstörende Änderung genau vor der Zeile

Volk begnadet für das Schöne

vorgenommen hat, ist von besonderer Ironie und wohl ein Hinweis darauf, dass das Kunstverständnis der Volksvertreter zum Zeitpunkt der Abstimmung gewisse Mängel aufgewiesen hat.

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PISA-Leistungen von Migranten in Europa

Posted by Erich Neuwirth on 31. Mai 2014 in Bildungsevaluation national und international |

Die Diskussion über die Leistungsunterschiede zwischen Schülern mit Migrationshintergrund und Schülern mit bereits in Österreich geborenen Eltern flammt immer wieder auf. Damit man diese Diskussion auf vernünftiger Basis führen kann lohnt es sich, Österreich mit anderen europäischen Ländern zu vergleichen.

Die Tabelle zeigt die Unterschiede (in PISA-Punkten für den Test von 2012) zwischen den Schülern mit Migrationshintergrund und den „Eingeborenen“ in allen europäischen Ländern, die an PISA teilgenommen haben.

Große positive Zahlen bedeuten, dass die Schüler mit Migrationshintergrund wesentlich schlechtere Leistungen erbringen als die anderen. Negative Zahlen (wie beispielsweise in Ungarn und Polen) bedeuten, dass die Schüler mit Migrationshintergrund besser abschneiden als die anderen Schüler.

Durch klicken auf die Titelworte in der Kopfzeile können sie die Tabelle nach der jeweiligen Spalte absteigend oder aufsteigend sortieren.

CountryMig%ReadMathScie
Albania0.3-1-15-7
Austria16.5516070
Belgium15.3667676
Bulgaria0.51196259
Croatia12.1191923
Czech Republic3.3202838
Denmark9.2596780
Estonia8.1353032
Finland3.49386106
France15.0676777
Germany13.4495666
Greece10.6535149
Hungary1.7-16-32-24
Iceland3.5805371
Ireland10.21132
Italy7.5654852
Latvia4.72512
Liechtenstein33.6535147
Lithuania1.71729
Luxembourg46.1474159
Montenegro5.8-3-21-24
Netherlands10.9565868
Norway9.5504769
Poland0.2-16-16-10
Portugal6.9384444
Romania0.2-11-42-27
Serbia8.5-24-15-13
Slovak Republic0.7-7-610
Slovenia8.7465258
Spain9.9485248
Sweden14.9636072
Switzerland24.3556368
United Kingdom13.0111222

Wenn sie nach „Read“ sortieren, dann sehen sie, dass in 12 europäischen Länder der Unterschied zwischen Migranten und Nichtmigranten beim Lesen größer ist als in Österreich. In einem Teil dieser Länder ist allerdings der Migrantenanteil an den Schülern sehr gering.

Sortiert man die Länder nach dem Migrantenanteil, dann sieht man, dass nur 3 Länder (Luxemburg, Schweiz und Liechtenstein) einen höheren Migrantenanteil (beim PISA-Jahrgang der Schüler) haben.
In diesen drei Ländern ist der Unterschied zwischen Migranten und Nichtmigranten ähnlich hoch wie in Österreich.

Belgien, Frankreich und Schweden haben einen ähnlich hohen Migrantenanteil wie Österreich, und auch in diesen 3 Ländern ist der Unterschied zwischen Migranten und Nichtmigranten ähnlich hoch wie (oder höher als) in Österreich.

Wenn man Stichprobendaten analysiert, dann gehört es zur handwerklichen Sauberkeit, auch die Schwankungsbreiten der geschätzten Werte anzugeben. Die folgende Tabelle gibt die Standardfehler (se = standard error) für die Unterschiede zwischen Migranten und Nichtmigranten für die einzelnen europäischen Länder an. Die Schwankungsbreiten der geschätzten Punkteunterschiede sind dann das Doppelte der Standardfehler (genauer das 1.96-fache).

CountryMig%ReadMathScie
Albania0.3292724
Austria16.5666
Belgium15.3666
Bulgaria0.5392027
Croatia12.1776
Czech Republic3.3111212
Denmark9.2444
Estonia8.1566
Finland3.4656
France15.0878
Germany13.4667
Greece10.6868
Hungary1.7141412
Iceland3.51099
Ireland10.2656
Italy7.5444
Latvia4.7988
Liechtenstein33.611119
Lithuania1.7131010
Luxembourg46.1333
Montenegro5.8766
Netherlands10.9988
Norway9.5778
Poland0.2454744
Portugal6.9988
Romania0.2382428
Serbia8.5888
Slovak Republic0.7212122
Slovenia8.7555
Spain9.9555
Sweden14.9756
Switzerland24.3554
United Kingdom13.0898

Typischerweise sind diese Schwankungsbreiten in Ländern mit niedriger Migrantenquote sehr groß. In diesen Ländern ist die Migrantenstichprobe nur sehr klein und das führt zu einer großen Schwankungsbreite.

Will man ein etwas umfangreicheres Bild bekommen, dann braucht man dazu die PISA-Werte der einzelnen Länder, und zwar für die gesamte Schülerpopulation, für die Schüler mit Migrationshintergrund und für die anderen Schüler.

Die folgenden Tabellen zeigen diese Werte samt Standardfehler (se = standard error) für Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften bei PISA 2012.

Länderwerte für Lesen

CountryMig%read
tot
mean
read
nat
mean
read
mig
mean
read
tot
se
read
nat
se
read
mig
se
Albania0.33943953963329
Austria16.5490499449336
Belgium15.3509522455226
Bulgaria0.54364413226638
Croatia12.1485487469336
Czech Republic3.34934944743311
Denmark9.2496504445324
Estonia8.1516521485225
Finland3.4524529436225
France15.0505518451338
Germany13.4508522474336
Greece10.6477484431337
Hungary1.74884895053314
Iceland3.54834884082210
Ireland10.2523525514335
Italy7.5490497432224
Latvia4.7489489487229
Liechtenstein33.6516534480459
Lithuania1.74774794622313
Luxembourg46.1488511464222
Montenegro5.8422424426117
Netherlands10.9511519463338
Norway9.5504512462336
Poland0.25185195353345
Portugal6.9488493455448
Romania0.24384384504438
Serbia8.5446446470337
Slovak Republic0.74634644724420
Slovenia8.7481486440115
Spain9.9488495447225
Sweden14.9483496433336
Switzerland24.3509524469324
United Kingdom13.0499504493338

Länderwerte für Mathematik

CountryMig%math
tot
mean
math
nat
mean
math
mig
mean
math
tot
se
math
nat
se
math
mig
se
Albania0.33943944092227
Austria16.5506516457335
Belgium15.3515529453225
Bulgaria0.54394423804420
Croatia12.1471474455445
Czech Republic3.34995004723312
Denmark9.2500508441223
Estonia8.1521524494226
Finland3.4519523437225
France15.0495507440236
Germany13.4514528472335
Greece10.6453459409336
Hungary1.74774785093314
Iceland3.5493497444228
Ireland10.2501503500225
Italy7.5485490442223
Latvia4.7491492486338
Liechtenstein33.6535552502459
Lithuania1.7479480478339
Luxembourg46.1490510469122
Montenegro5.8410410431116
Netherlands10.9523531473337
Norway9.5489496449336
Poland0.25185185354447
Portugal6.9487492448447
Romania0.24454454874424
Serbia8.5449449464337
Slovak Republic0.74824844893321
Slovenia8.7501506455115
Spain9.9484491439225
Sweden14.9478490430225
Switzerland24.3531548484334
United Kingdom13.0494498486338

Länderwerte für Naturwissenschaften

CountryMig%scie
tot
mean
scie
nat
mean
scie
mig
mean
scie
tot
se
scie
nat
se
scie
mig
se
Albania0.33973974052224
Austria16.5506519449335
Belgium15.3505519443225
Bulgaria0.54464503915527
Croatia12.1491495471336
Czech Republic3.35085104733311
Denmark9.2498508428333
Estonia8.1541545513226
Finland3.4545551445225
France15.0499513436338
Germany13.4524540474336
Greece10.6467473424337
Hungary1.74944965193312
Iceland3.5478483412229
Ireland10.2522523521225
Italy7.5494499447223
Latvia4.7502504492338
Liechtenstein33.6525541494458
Lithuania1.74964974883310
Luxembourg46.1491520461122
Montenegro5.8410410434116
Netherlands10.9522532463437
Norway9.5495504435337
Poland0.25265275373344
Portugal6.9489495451448
Romania0.24394394663327
Serbia8.5445445458337
Slovak Republic0.74714734634422
Slovenia8.7514520463114
Spain9.9496503455224
Sweden14.9485499427336
Switzerland24.3515533465333
United Kingdom13.0514519497337

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EU-Wahl, Briefwahlstimmen und Hochrechnung

Posted by Erich Neuwirth on 29. Mai 2014 in Wahlen |

Bei der EU-Wahl vom 25. Mai 2014 hat die ÖVP zum ersten Mal seit Einführung der Briefwahl bei den Briefwahlstimmen einen geringeren Anteil an den gültigen Stimmen erreicht als bei den anderen Stimmen.

Sie hat also erstmalig bei den Briefwahlwählern schlechter abgeschnitten als bei den anderen Wählern.

Differenzen Briefwahlstimmen - andere Stimmen 
…ÖVPSP…ÖFP…ÖGR܆NENEOS
EU14-2.2%-1.0%-6.2%+4.9%+4.2%
EU09+3.7%-1.4%-4.8%+5.5%
NRW13+1.8%-2.0%-7.3%+7.5%+1.0%

Die Grünen schneiden traditionell bei den Briefwählern besser ab, dieser „Vorteil“ ist diesmal aber geringer als bei früheren Wahlen.

Das dürfte der Grund dafür sein, dass die ORF-Wahlhochrechnung von 20 Uhr, die nur mehr die Briefwahlstimmen schätzen musste, die angegebene Schwankungsbreite letztlich nicht einhalten konnte.

Mit einer Schwankungsbreite von 0.3% prognostizierte diese Hochrechnung für die Grünen einen Anteil von 15.1%. Im Endergebnis mit Briefwahlstimmen waren es dann nur 14.5%, also war der Schätzfehler doppelt so groß wie die angegebene Schwankungsbreite.

Die bisherige „traditionelle Weisheit“, dass ÖVP und Grüne bei den Briefwahlstimmen besser und SPÖ und FPÖ schlechter abschneiden ist also nicht mehr anwendbar. Auch da bringt das Auftreten der NEOS Neuerungen. Die NEOS haben bei den Briefwählern besser abgeschnitten als bei den anderen Wählern. Die früheren „Neuen“, MARTIN bei der EU-Wahl 2009 und die Liste FRANK bei der NRW 2013 haben bei den Briefwahlstimmen nämlich schlechter abgeschnitten als bei den anderen Wählern.

Sie können die Daten, die man braucht, um das zu überprüfen, hier herunterladen.

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Wahlhochrechnung

Posted by Erich Neuwirth on 29. Mai 2014 in Wahlen with Comments closed |

Bei der Wahl zum europäischen Parlament am 25. Mai 2014 habe ich für das Innenministerium laufend eine Hochrechnung durchgeführt.

Wahlhochrechnungen sind eine der wenigen Gelegenheiten, bei der man die Qualität statistischer Prognosen innerhalb weniger Stunden überprüfen kann.

Auf www.wahlhochrechnung.at gibts jetzt eine Darstellung des Verlaufs der Ergebnisse (schon ab ca 12 Uhr!). Diese Darstellung zeigt, dass das Endergebnis die ganze Zeit hindurch im angegebenen Schwankungsbereich gelegen ist.

Die statistische Methodik war als zuverlässig!

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